Es ist unglaublich, aber Schafsbock Ludwig kommt zur Krone wie die Jungfrau zum Kind. Schuld daran ist eine heftige Windböe, die ihm dieses Symbol der Macht geradezu aufs Haupt weht. Nun ist er also Ludwig I, König der Schafe. Zur Demonstration seines Amtes nach außen legt er sich sehr schnell entsprechende Insignien zu, wie z.B. ein Zepter, einen Thron und ein großes Königsbett. Einfach nur grasen geht gar nicht. Er vertreibt sich die Zeit mit jagen, mit Vorliebe Löwen, die er sich kommen lässt! Seine Umgebung wird entsprechend königlich gestaltet – Lustgärten statt Weiden sind jetzt angesagt! Für glanzvolle Unterhaltungen sorgen die größten Künstler in seinem Palast. Er gibt Audienzen, lässt sein Volk im Schafschritt marschieren und setzt dem Ganzen die Krone auf, indem nur noch die schönsten seiner Untertanen in seiner Nähe leben dürfen. Alle anderen müssen verschwinden. Als (Vor-)Leser möchte man dem Pseudomonarchen am liebsten Einhalt gebieten, weil sich hier jemand nach und nach zum Despoten entwickelt. Am Ende siegt dann aber die Gerechtigkeit in Form einer heftigen Windböe, die aus Ludwig I. wieder Ludwig den normalen Schafbock macht. Wer jetzt davon ausgeht, dass die Zeiten der Schreckensmonarchie vorbei sind, wird überrascht sein. Der Autor prognostiziert den Schafen keine rosige Zukunft. Im letzten Bild zeigt sich ohne Worte, fast schon mit bissigem Humor, wem die Krone nun aufs Haupt geflogen ist, aber wer der neue Monarch ist, das möchte ich nicht verraten. Dieses originelle und in Frankreich schon mehrfach ausgezeichnete Bilderbuch widmet sich sehr witzig einem ewig aktuellen Thema. Es regt sowohl Kinder als auch Erwachsene zum Nachdenken an und bietet viel Raum für Gesprächsstoff. Barbara Blasum |