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Der Mann, der Hühnern tief ins Innerste schaut und Paarprobleme auf eine ihm eigene Art und Weise angeht, hat sich nun dem Akt gewidmet. Generell kann ein Akt ästhetisch schön sein, muss es aber zwangsläufig nicht. Etliche der delikaten Details möchte der Betrachter auch gar nicht so genau sehen und manchmal kommt das Gefühl auf: Da fehlt doch was. Getreu dem Motto: Weniger (Haut) ist mehr, hat Peter Gaymann den Akt verpackt. Doch keine Sorge, der Phantasie bleibt immer noch genug Raum. An 29 (überwiegend) Frauen, Männern und Kindern hat er sozusagen Hand angelegt, sie zeitgemäß eingekleidet und mit entsprechenden Accessoires geschmückt. Es ist kaum zu glauben, aber viele der Personen sehen um Jahre - wenn nicht sogar Jahrhunderte - jünger aus! Die saloppe Jeans, aus der ein String-Tanga herausblitzt, darüber das obligatorische “Arschgeweih”; oder ein spritziges BH-Oberteil, präsentiert an wohlgeformten Rundungen und selbstbewusst in schäumenden Wellen dargeboten, verleihen den Modellen aus vergangenen Zeiten ein aktuelles Aussehen. Kleider machen eben Leute! Garniert werden die Bilder mit Zitaten die das Thema “Mode” beinhalten von so kompetenten Menschen wie Karl Lagerfeld, David Bowie, Daniela Katzenberger, Oscar Wilde, Coco Chanel u.v.a.m. Eine Seite des Buches zeigt immer das Original, auf der gegenüberliegenden Seite präsentiert Peter Gaymann dann seinen kreativen Verschönerungsvorschlag. Der humorvolle Streifzug durch die Kunstgeschichte lässt die Aktmodelle von Modigliani, Macke, Klinger, Rubens, Cranach etc. in einem neuen Licht erscheinen. Gaymann verschönert die Personen mit Stil und Niveau, er ergänzt, vervollständigt, aber gibt sie nie der Lächerlichkeit preis. Prüde ist der Autor ganz sicher nicht, aber ein zweiter Guido Maria Kretschmer will er - trotz seines modischen Einfühlungsvermögens - auch nicht werden. Ihn trieb der Gedanke: “Wie sehen die wohl mit Kleidern aus?” an. So kann dieses Buch des Cartoonisten, dem Frauen vertrauen, sowohl Kunstkennern als auch Kunstabstinenzlern mit einem Augenzwinkern wärmstens ans Herz gelegt werden.
Barbara Blasum
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