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“Alles in Ordnung”, sagt Mazzy und macht die Tür zu. Aber sie schließt nicht nur die Tür des elterlichen Hauses sondern verschließt sich auch selbst vor allzu neugierigen Fragen von Freunden und Nachbarn, die sich auf ihre Mutter beziehen. Eine Mutter, die den ganzen Tag regungslos im Bett liegt und nicht ansprechbar ist. “Wir müssen nach vorn blicken”, sagt der Vater und verschwindet. Verschwunden ist auch Olivia, die kleine Schwester von Mazzy. Verantwortungsvoll und aufopfernd versucht der Teenager, der glaubt, eine große Schuld auf sich geladen zu haben, sich um die Mutter und den Haushalt zu kümmern. Hilfe von außen, die immer wieder angeboten wird, lehnt Mazzy rigoros ab. Sie zeigt eine Stärke, hinter der ihre Nachbarn - der pubertierende Freund Colby und die dicke Norma - eine riesengroße Einsamkeit spüren. Ursache ihres deprimierenden Seelenzustandes ist eine entsetzliche Tragödie, über die der rätselnde Leser erst in der Mitte des Buches aufgeklärt wird. Dieses traumatische Ereignis, das niemand seinem ärgsten Feind wünscht, geht zu Herzen und lässt mitleiden. Trotzig, motzig und manchmal sprachlos gibt sich die Protagonistin. Sie möchte unter allen Umständen vermeiden, dass andere erfahren, wie es in ihr aussieht. Die Autorin hat dafür einen klaren und minimalistischen Sprachstil gewählt, an den sich der jugendliche Leser sehr schnell gewöhnt. Trotz allem ist das Buch nicht nur traurig. Es gibt Szenen, in denen die Widrigkeiten der Pubertät so authentisch dargestellt werden, dass ein Schmunzeln nicht verhindert werden kann. Dieses Jugendbuch über Verwahrlosung und Überforderung in der Familie will Jugendlichen aufzeigen, dass im Leben nicht überall immer “eitel Sonnenschein” ist. Es ist nicht als Lesefutter konzipiert, ist aber spannend für Heranwachsende, die sich schon für zwischenmenschliche Aspekte interessieren und macht deutlich, dass die Hoffnung niemals aufgegeben werden sollte. Ob am Ende dieses packenden Buches wirklich “Alles in Ordnung” ist, das muss der erwartungsvolle Leser selbst herausfinden. Barbara Blasum
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